meine selbstbestimmte Hausgeburt

eigentlich wollte ich nichts darüber schreiben, aber ich selbst hätte gern 2015 schon so einen Erfahrungsbericht gelesen.

Für mich stand schon vor dem positiven Schwangerschaftstest fest, dass ich diesmal gerne im Klinikum  Kulmbach entbinden möchte. Zumindest bis ich im Februar eine wunderschöne Hausgeburt fotografiert habe. Ich verstehe seit dem warum immer alle von einem Wunder sprechen wenn es ums Kinder kriegen geht. Die Geburt von Aennie war ja eher ein Albtraum.
Seit dem Begleiten der Hausgeburt hat mein Kopf wohl verstanden, dass mein Körper auch zu so etwas fähig ist – dachte ich zumindest. Ich las Bücher über Hypnobirthing und Flow birthing und beschäftigte mich viel mit Alleingeburt. Ich war voll bereit mein Kind entscheiden zu lassen wann es auf die Welt kommt und freute mich richtig darauf Wehen/Wellen spüren zu dürfen. Insgeheim hoffte ich darauf es allein daheim zu schaffen und vertraute meinem Körper und dem Baby voll und ganz. Ich wollte meine wundervolle Aennie in meiner Nähe haben und vollkommen mit mir im Reinen unseren Sohn zur Welt bringen. Allein. Ich war bereit.
Bis zu letzt hab ich die Hoffnung nicht aufgeben wollen.

Die Schwangerschaft verlief enorm beschwerlich. Es ging mir miserabel. Vor allem der letzte Monat war unerträglich. Ich durfte aufgrund verschiedener Befunde nur noch liegend bzw stark geschont durch den Tag rutschen damit unser Kleiner kein Frühchen wird.
Die Schmerzen haben aber auch kaum etwas anderes zugelassen. Hinzu kamen die ständigen Wehen die viel zu früh da waren.
Das kritische an der ganzen Sache war aber auch die Kindslage. Der Hintern lag unten leicht quer  – da wo eigentlich der Kopf hin gehört damit das Baby auch gut und sicher raus kommt.
Ja, ihr könnt es euch vielleicht denken – ich habe jeden noch so seltsamen Tipp umgesetzt und versucht das Baby zu animieren sich noch zu drehen.
Im Klinikum Kulmbach wurde mir auch noch Mut gemacht und wir wollten warten so lange es geht. Vielleicht dreht er sich ja noch richtig rum. Andernfalls ist das Risiko zu groß und wir müssten das Baby wieder mit Kaiserschnitt auf die Welt holen. Diesmal allerdings geplant.

Nach diesen und noch anderen Diagnosen versuchte ich zwar positiv an die Sache heran zu gehen, aber ich fühlte mich ehrlich gesagt wie ein Versager. Warum schafft mein Körper das denn nicht? Warum kann er meinem Kind nicht das geben was es braucht. Oder mir das was ich brauche?
Es hat eine wenig gedauert bis ich akzeptieren konnte, dass das wohl seinen Grund haben wird. Dass unser Baby genau wusste warum es sich in den Bauch gesetzt hat und sich selbst den Ausgang versperrt hat. Es hat bestimmt einen Sinn!

Trotzdem – ich wollte es doch so gern allein schaffen. Ich wollte ihn wenigstens Geburtswehen spüren lassen, damit er weiß es geht jetzt in eine andere Welt.

Bis zum Morgen des Kaiserschnitts hatte ich gehofft er dreht sich. Aber es kam anders.
Aus meiner selbstbestimmten Hausgeburt wurde ein geplanter Kaiserschnitt ohne Wehen…

Im Klinikum Kulmbach wurden wir trotz kleiner Verspätung (der Abschied von Aennie fiel mir enorm schwer an diesem Morgen- sie hat das viel besser hinbekommen als ich ) sehr nett empfangen. Es ging alles ganz schnell und zack lag ich in meinem Bett vor dem Op-Saal und sagte zur Hebamme „schon komisch so ein geplanter Kaiserschnitt oder?“ sie erkannte was in mir vorging und ich musste erstmal weinen. Ich glaube in dem Moment habe ich losgelassen und begriffen dass es jetzt soweit war. Es gibt kein zurück mehr.
Ich konnte noch nicht realisieren dass wir gleich unser Baby haben werden. Mir war einfach schlecht. Es war ein Gemisch aus Aufregung, Sorge und einer Portion Angst.  Steve streichelte mir den Kopf und wurde auch gleich los geschickt um sich für die Op umzuziehen.
Nachdem ich in meinem Hübschen Op-Hemdchen mit einer Art Fließband auf den Op-tisch (der war übrigens schön warm) befördert wurde kam schon ein Teil des Teams zu mir und redete mir gut zu. Es war so Herzlich und auch wenn ich noch immer an meine Hausgeburt dachte war ich angekommen. Ich wurde so liebevoll betreut, dass ich mich fast wie daheim fühlte. Zumindest hatte es etwas mütterliches und ich konnte mich endlich entspannen. Zwar versuchte ich mich noch immer abzulenken – ich grübelte darüber nach warum die Farbe „blasses Pissgelb“ so gern in Krankenhäusern verwendet wird und warum man von OP-Leuchten nicht die Etiketten abmachte. Und überhaupt warum sind diese Tücher denn so komisch grün? Und was wird Aennie wohl gerade frühstücken?
Und der unheimliche Gedanke, der am größten in mir war, „wird mein Baby gesund sein“ verkroch sich immer mehr in die Ecke.
Auch während ich die Betäubung in den Rücken bekam redeten mir die Frauen um mich herum gut zu, sie strichen mir die Haare unter die Haube und hielten meine Füße mit fest damit ich meinen Rücken schön rund (wie ein Katzenbuckel) machen konnte. Der Stich tat diesmal überhaupt nicht weh und ich spürte allmählich diese Wärme die durch meine Beine kroch. Aennies Geburt saß mir noch im Nacken und ich war umso erstaunter wie schön so ein Kaiserschnitt sein kann wenn er gut betreut ist.
Nachdem ich betäubt und abgedeckt da lag, durfte auch Steve an die Kopfseite kommen und mir beistehen. Er sah aus wie ein Arzt (echt jetzt! 😀 ) und jetzt war ich vollkommen bereit. Weglaufen konnte ich sowieso nicht mehr.
Ich konnte meine Zehen noch bewegen, spürte aber nur einen Druck und keinen Schmerz mehr. Durch die verschiedenen Medikamente war mir total übel und ich musste mich übergeben. Aber auch hier war sofort jemand zur Stelle der mir half und mir wurde sogar der Kopf massiert und mit einem kalten Tuch Abhilfe geschaffen. So liebevoll war das komplette Team zu mir. In mir Machte sich ein wohliges Gefühl breit und ich schwebte förmlich. Waren es die Hormone? Waren es die Medikamente? Vermutlich eine Mischung aus beidem.

Während die Liebevollen Augen um mich herum ein tolles Gefühl verbreiteten ( ja es klingt echt als wäre ich etwas high gewesen), rüttelte es heftig an mir. Von Aennies Geburt wusste ich -> jetzt ist er gleich da.

Krass, da ist echt ein Baby drin!

Ein Schrei. Ich blickte nach links. Da war er. Mensch ist der groß!
Die Hebamme zeigte mir fix, dass es wirklich ein Junge ist und in meinem Zustand versuchte ich zu Steve zu flüstern. Meine ersten Worte über meinen Sohn waren: “ Boah hat der dicke Eier“.
Da der ganze Op-Saal plötzlich lachte, wurde mir klar, dass das mit dem Flüstern nicht geklappt hat. Ich schieb es auf die Medikamente 😀

Er wurde ganz kurz untersucht. Und mir dann sofort in mein Schlauch ähnliches Oberteil gesteckt, sodass er direkt, Haut auf Haut, auf meinem Brustkorb lag.
Jetzt lies ich die Wirkung der Medikamente zu und schlief immer mal für ein paar Sekunden ein. Wenn ich mich bemühte zu blinzeln um einen Blick auf ihn zu erhaschen, sahen mich zwei große graublaue Augen an und er lag da. Tiefenentspannt. Unser Sohn.
Krass!
Das Zunähen bekam ich so kaum mit und im Aufwachraum spürte ich sehr schnell genug um bald in den Kreißsaal zurück und dann auf mein Zimmer zu dürfen. Ich hatte nämlich enorme Sehnsucht nach Aennie!
Zusammen mit meiner Schwester und meinem Papa kam sie auch ganz bald und war total in ihrer Rolle als große Schwester angekommen! Wahnsinn wie toll sie ist!

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So ein Kaiserschnitt ist wirklich nicht der einfache Weg. Ich weiß gar nicht wer so etwas behauptet. Es tut verdammt weh und es ist verdammt hart!
Ich hätte es nie ohne Grund gemacht. Dafür ist es wirklich zu krass. Vor allem auch für das Baby. So ohne Vorwarnung aus dem Bauch geholt zu werden ist nicht unbedingt toll.
Aber ich bin dankbar, dass so etwas möglich ist und wir gesund und wohl auf sind.

sexy Strümpfe

Die Schwestern auf Station waren genauso herzlich wie das Op Team. So versuchte ich gleich am Nachmittag zu laufen und mir wurde ins Bad geholfen. Sanft der Rücken gewaschen und ich wurde sehr häufig frisch gemacht und mit Tee versorgt. Ich betone das so speziell weil ich im Krankenhaus in Hof an der Saale so extrem schlechte Erfahrung gemacht hatte. Diesmal wurde ich so liebevoll umsorgt dass ich mich sehr schnell wieder viel besser fühlte.
Bereits am zweiten Tag konnte ich Hensen das erste mal erfolgreich abhalten (man achtet auf Signale vom Baby – in unserem Fall ein zuckender Fuß – und bietet dem Baby mit Hilfe von abhalten an nicht in die Windel machen zu müssen). Das stillen tat nicht weh und obwohl die Nächte wirklich unruhig waren, fühlte ich mich in keinster weise überfordert oder schlecht. Klar, aufstehen war die Hölle. Es tut verdammt weh! ich betone das sicher noch 100 mal. Aua!
Die Zeit im Krankenhaus war ungewohnt angenehm und das Frühstücksbuffet sowie das Mittags- und Abendessen waren wirklich gut! Und ich bin echt kritisch und auf  alles gefasst gewesen. DSC00796

 

Die Abschlussuntersuchung war mehr als gründlich und wir beide wohl auf!
Sogar ein Osteopath kam zur Behandlung!

Daheim angekommen hat mich für zwei tage das Wochenbett nieder gestreckt. Boah ging es mir schlecht. Was sind das für komische Gefühle! Ich war nur am weinen.
Mir wurde meine Schwangerschaft geklaut. Ich war noch nicht so weit. Und Hensen hätte seine 10  Tage mehr auch noch gebraucht. All das warf ich mir vor.
Zum Glück hatte ich Steve und eine gute Betreuung meiner Hebamme sowie tolle Familie und Freunde die mir aus diesem Loch heraus geholfen haben! Danke!
Es war so wichtig über alles zu reden und abschließen zu können!
Steve gab sich so viel Mühe. Kochte viel und alles was ich gern mochte – aber ich hatte einfach keinen Hunger. Alles tat weh. Mir war so schlecht.
Nach ein paar Tagen ging es besser. Aber beim Laufen versagte plötzlich mein Knöchel und es klang als wäre etwas gebrochen. Zum Glück hat sich das nicht bestätigt, aber mein Körper zeigte deutlich die Strapazen der letzten Wochen. Ich konnte einfach nicht mehr.

Seit wir daheim sind, hat Hensen auch noch große Probleme mit seinem Darm.(Die Medikamente gingen ja durch die Muttermilch direkt in ihn über).

Ein Besuch beim Osteopathen und Heilpraktiker und eine Darmkur helfen allmählich . Und somit habe ich inzwischen das Gefühl dass es besser wird. langsam aber sicher.

Aennie ist die wohl beste große Schwester die ich mir für ihn vorstellen kann und wir genießen die Zeit weg vom Schuss!

Und somit verziehe ich mich wieder und hoffe ich kann jemandem mit diesem Bericht helfen!

Ein Kaiserschnitt ist bei weitem kein Spaziergang, aber es geht auch schön!

An dieser Stelle möchte ich euch gern auf Kaiserschlüpfer aufmerksam machen ->
https://www.kaiserschluepfer.de/impressum/
Diese Spezielle Unterhose hat mir die Heilung echt erleichtert. Zum einen wird der Bauch gestützt und zum anderen ist in der Tasche vorne ein Kühlpad.
Eine Wohltat für die Narbe.
Mir wurde meine alte Kaiserschnittnarbe entfernt, quasi heraus geschnitten und die Neue ist wirklich gut gelungen! Durch den Kaiserschlüpfer heilt sie einwandfrei!

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6 Kommentare Gib deinen ab

  1. julirupp sagt:

    Eine wunderschöne, tolle Mama bist du! Herzlichen Glückwunsch noch zum Sohnemann und eine wunderbare Zeit euch 4en!

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    1. mau sagt:

      Oh vielen lieben Dank ❤

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  2. Nici sagt:

    Meine Liebe Mau,

    Vielen Dank für deine Ehrlichkeit ❤ wir hatten neulich schon darüber geschrieben: über Geburt, die Gefühle davor, währenddessen und danach(!) zu sprechen ist essentiell. Du bist eine starke Frau, nicht nur weil du eine tolle Mama,Ehefrau, Fotografin, Bloggerin und und und bist, sondern auch weil du deine Ängste, Schwächen und Sorgen kennst und weißt wie du damit umgehen musst.

    Fühl dich gedrückt. Ich wünsche euch weiterhin alles LIEBE

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  3. libellka sagt:

    Ein toller Geburtsbericht!

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  4. meli sagt:

    Ein ganz beeindruckender Bericht.

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  5. Roswitha sagt:

    Danke für den interessanten Einblick ;O)

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